"Wir müssen nicht die Kirche für Menschen retten, sondern Menschen für Gott!"
Am 8. Juni 2024 vergab die Bergmoser+Höller Stiftung im Rahmen der Missionale in Köln als "Auswärtsspiel" ihren Verkündigungspreis an die Initiative Wunderwerke, an Jumpers - Jugend mit Perspektive und die Bewegung das Gospel Movement Seeland der Methodistischen Kirche aus Studen in der Schweiz.
„Auswärtsspiel“ hatten die Veranstalter – die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) als Trägerin sowie Vertreter und Vertreterinnen aus der katholischen Kirche, freikirchlichen Gemeinden, christlichen Werken und Verbänden – kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft als großes Motto gewählt. Kirche als Glaubensgemeinschaft sichtbarer zu machen, war der Leitgedanke des Programms, ein Leitgedanke, den auch die Bergmoser + Höller Stiftung unterstützt, will sie doch mit Ihrer Preisvergabe Ideen befördern und bekannt machen, die Verkündigung ebenso auch mal „out of he box“ denken und die Frohe Botschaft unseres christlichen Glaubens aus den dicken Kirchenmauern hinaustragen. Die Missionale und die Bergmoser + Höller Stiftung mit ihrer Preisvergabe, „das passt gut zusammen“, befanden daher im Vorfeld Missionale-Organisatorin Simone Enthöfer (EKiR) und ihr Team wie auch das Stiftungskuratorium.
Und so war die Verleihung des 13. Verkündigungspreises nach dem musikalischen Auftakt durch die christliche Sängerin Judy Bailey mit Patrick Depuhl und Band und einer kurzen, ermutigenden Ansprache durch Simone Enthöfer Teil der Eröffnungsveranstaltung in der Trinitatiskirche.
Kuratoriumsvorsitzender Jürgen Maubach präsentierte zunächst in einem Kurzfilm die Bergmoser + Höller Stiftung mit ihren Zielen und die preisgekrönten Projekte anhand von Einspielern, bevor Judy Bailey den Preisträgerinnen und Preisträgern ihre Urkunden und symbolischen Schecks überreichte. Diese hatten am Nachmittag Gelegenheit, ihre Projekte zu präsentierten in einem gut besuchten Workshop mit dem Thema „Kirche neu erfinden – Strategien im Transformationsprozess. Beispiele aus unternehmerischer Sicht und aus dem Gemeindeleben“.
Dazu arbeitete Maubach im Interview mit Stiftungsgründer und Verlagsvorstand Andreas Bergmoser (Bergmoser + Höller Verlag) strategische Punkte zu einer produktiven Krisenbewältigung heraus, die sich aus der unternehmerischen Perspektive heraus sehr gut auch auf die krisenhafte Situation von Kirche und Glaubensverkündigung übertragen lassen.
Im Anschluss gaben die Preisträgerinnen und Preisträger einem sehr interessierten Publikum Einblicke in ihre Projekte.
Den Grundgedanken von Wunderbwerke e. V., dem mit 5.000 Euro dotierten ersten Preisträger, beschrieb Martin Scott in einer ganzheitlich-missionalen Theologie, die neben der evangelisierenden Verkündigung gleichwertig immer auch die physischen, psychischen, sozialen und politischen Bedürfnisse des Menschen in den Blick nimmt. So sei nach einer langjährigen Entwicklungsphase Wunderwerke heute ein eingetragener Verein, der für Gemeinden und für die Jugendarbeit an Schulen und in Verbänden mit dem Projekt #beziehungsweise_gerechtigkeit ein interaktives, multimethodisches, verschiedenen Altersgruppen – von 12 bis 20 Jahren – und verschiedenen Milieus gerecht werdendes Veranstaltungsformat anbiete, so Scott. Mehrmals im Jahr tourt Wunderwerke durch die Republik und baut ihre bis zu 20 Stationen zum Thema „Gerechtigkeit in Beziehung“ für Jugendliche auf, die durch immer wieder andere Methoden verschiedene Einzelaspekte des riesigen Gesamtthemas interaktiv nachvollziehen und die persönliche Herausforderung im Handeln und im Glauben reflektieren können. Eingerahmt wird dieses Erlebnisformat durch eine kurze Einstiegsgeschichte, die Jugendlichen ein Gefühl für „Gerechtigkeit“ geben will, und eine abschließenden Verkündigung, die die Erfahrungen der Jugendlichen sammelt und der Frage der Gerechtigkeit Gottes nachgeht, immer mit Blick auf das Kreuz als erlösenden und zugleich sendenden Ort.
„Solange wir Menschen erzählen, dass eine Beziehung zu Gott möglich ist und Menschen zum Glauben an Gott kommen, wird es die Kirche geben. Daher müssen wir nicht die Kirche retten, sondern Menschen für Gott retten“, begründete Scott seine Motivation.
„Uns liegen besonders die Menschen an den Rändern am Herzen, und hier vor allem die Kinder und Jugendlichen“, sagt Thorsten Riewesell von der christlich-sozialen Organisation Jumpers, dem zweiten Preisträger, der sich über das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro freuen darf. Jumpers engagiert sich bundesweit an 12 Standorten in Stadtteil- und Schulprojekten für Kinder und Familien, um deren Selbstwert zu stärken und die persönliche Entwicklung zu fördern. „Bei uns ist jede und jeder willkommen, die Kinder und Jugendlichen erhalten zuallererst etwas zu essen, denn hier sollen sie erfahren, dass sie angenommen sind, so wie sie sind“, berichtet Riewesell. Erst, wenn sie diese Erfahrung der Wertschätzung machten, könnten sie sich öffnen für die Erfahrung der Liebe Gottes. Ausgezeichnet wurde das Projekt „RügenSommer 2023“ am Standort Sassnitz als zukunftsweisende Form christlicher Kultur vor allem wegen dem hohen Vernetzungscharakter: Kirchen, Freie Gemeinden, christliche Initiativen, aber auch kommunale Akteure haben sich hier ein wichtiges Werte-Netzwerk geschaffen, dem es gelungen ist, ein wahrnehmbares Angebot unterschiedlicher christlicher Veranstaltungen auf die Beine zu stellen, und das auf Rügen, dem „atheistischsten Ort Deutschlands“, so Riewesell. Doch nach den Erfahrungen des „RügenSommers 2023“, habe sich das geändert. In einem von den „Jumpers“ zum Familienzentrum umgebauten Einkaufszentrum und an vielen anderen Orten darum herum, konnten Rüganer wie Touristen in vielen kulturellen Veranstaltungen vom christlichen Glauben erfahren, beim Training mit dem christlichen Profiboxer Mohammad Rasuli, beim Konzert mit Judy Bailey, auf dem Missionskutter Elida, oder oder oder.
Aus der Schweiz angereist war Pfarrer Stef Gerber mit Familie, um den dritten Preis in Höhe von 2.000 Euro entgegenzunehmen für das Projekt „Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott“, das große Erfolge in seinem Heimatdorf Studen (Verwaltungskreis Seeland, Kanton Bern) feiert. Angefangen hat alles 1999, als man in der Region Seeland neue Wege suchte, um das Evangelium in heutiger Zeit verständlich zu kommunizieren und kirchendistanzierten Menschen einen Ort zu schaffen, wo sie sich angenommen und wohl fühlen, Gott kennen und lieben lernen. Daraus hervorgegangen ist die Bewegung „gms – gospel – movement – seeland“ mit Angeboten wie zunächst einem monatlichen Brunch-Gottesdienst in der Mehrzweckhalle des Dorfes und dem Verein Happy Kids, einer kreativen Kinder- und Familienanimation. Den Anstoß zu dem Format „Chäs, Brot, Wy – und mini Gschicht mit Gott“ aber gab ein Gastronom, der gegenüber von Pfarrer Gerber sein kleines Lokal neu eröffnete. Bei einem Gespräch war die Idee geboren, gemeinsam für Seele und Leib und Geist zu sorgen. Inzwischen gehört das Projekt zur Evangelisch-methodistische Kirche Schweiz (EMK) und dort zum Bezirk Kirche ANDERS, was dem Event finanzielle Sicherheit gibt und das monatliche Programm unter dem Motto: „Kultur. Begegnung. Inspiration“ ermöglicht. Menschen unterschiedlich starker religiöser Bindung über alle Generationen hinweg fühlen sich wohl wie im Wohnzimmer, wenn Stef Gerber seinen jeweiligen Talkgast interviewt zu seinen oder ihren Lebenserfahrungen mit Gott, bei anschließender Musik, kultureller Unterhaltung und Speis und Trank. Meist kommen bis zu 35 Gäste, die Podcasts der Talks verdreifachen die Reichweite noch einmal. Dennoch bliebe ein noch nicht ausgeschöpftes Potential besonders bei spirituell offenen und interessierten Menschen, bedauert Gerber.
Im Anschluss an die Präsentationen konnten die Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer an verschiedenen Stationen im Raum mit den Preisträgerinnen und Preisträgern ins Gespräch kommen, eine Abschlussrunde fasste die Eindrücke und Erfahrungen aller zusammen.
Welch eine schöne Bestätigung, wenn am Ende der Veranstaltung ein langjähriger Missionale-Besucher bekennt:
„Die Missionale und eine Preisverleihung – ich dachte, das passt doch nicht! Doch. Das passt. Ich bin froh, dass ich neugierig war und gekommen bin.“
Ein gemeinsames Essen mit den Preisträgerinnen und Preisträgern verlieh der Wertschätzung ihnen gegenüber noch einmal Ausdruck und allen eine gute Möglichkeit zum regen Austausch.
Quelle: buh-stiftung.de/aktuelles [19.06.2024] (mit geringfügigen Überarbeitungen)